Social Media und politische Diskussionen – Beeinflussen sie uns wirklich?
Wer kennt es nicht, man scrollt durch seine Startseite und immer wieder stößt man auf heiß diskutierte Themen. Viele versuchen dabei solchen Beiträgen aus dem Weg zu gehen und andere wiederum suchen aktiv die Diskussion und Konfrontation.
Das soziale Netzwerke mittlerweile die Macht haben, das Denken einer Gesellschaft innerhalb kürzester Zeit umzukrempeln ist denke ich mal nichts neues mehr. Aber verändern diese Bewegungen auf Social Media unser Denken wirklich nachhaltig oder nur für diese kurze Zeit?
Soziale Netzwerke, politische Themen und das eigene selbst
Die sozialen Netzwerke schafften in den vergangenen Jahren, dass was bei den klassischen Medien zu kurz gekommen ist: Sie gaben der Gesellschaft – besonders den jungen Menschen – ein Sprachrohr für ihre Probleme und Werte.
Bewegungen, die zum Beispiel den Klimawandel betreffen oder andere gesellschaftlich relevante Themen wie die Black Lives Matter Bewegung oder die LBTQ+ Szene finden in den sozialen Netzwerken schnell und auch teils ungefiltert großen Anklang.
Auch der ,,YouTuber Rezo‘‘ erlangte mit seinem Video gegen die CDU riesen Aufmerksamkeit. Somit zeigt sich, dass die sozialen Netzwerke die Medienlandschaft und die damit einhergehende Kommunikation strukturell stark verändert haben.
Dass die sozialen Netzwerke mit zu den wichtigsten Medien gehören, ist mittlerweile nichts neues mehr. Aber wie nachhaltig sind diese Diskussionen in den sozialen Plattformen eigentlich wirklich? Verändern solche Debatten, Videos und Beiträge wirklich unser Denken oder ist das Thema nur so lange in unseren Köpfen, wie es Trend ist?
Diese Fragen stelle ich mir, wenn ich Kampagnen, Trends oder Diskussionen auf Instagram, TikTok, Twitter und Co. lese. Im ersten Moment springt nämlich jeder auf den Zug und hat auf einmal zu jedem Thema eine strikte Haltung. Meistens ist es auch die Haltung der Mehrheit.
Das Phänomen, sich immer der Mehrheit anzupassen – bezüglicher der Meinungsbildung – gab es schon immer. Die Bereitschaft vieler Menschen, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, hängt oftmals von der Einschätzung des Meinungsklimas ab. Bevor Menschen also ihre eigene Meinung bilden oder gar öffentlich preisgeben, wägen sie ab, welches Stimmungsbild gerade in der ,,Bevölkerung‘‘ herrscht. So läuft es auch in den sozialen Netzwerken.
Menschen neigen dazu sich der öffentlichen Meinung anzupassen, da sie sonst befürchten sie würden von anderen isoliert werden. Ebenso vergleicht der Mensch – mehr oder weniger unterbewusst – wie die Verteilung und Entwicklung der Meinungen derzeit sind.
Das Verlangen, den eigenen Standpunkt entsprechend der wahrgenommenen Meinungsverteilung und der erwarteten Meinungsentwicklung in der Gesellschaft öffentlich darzulegen hängt natürlich immer von der Person selbst ab.
Personen, die den Eindruck haben, dass die Meinungsverbreitung zunimmt oder bereits der Meinung der Mehrheit entsprechen, sind dennoch eher bereit, sich in der Öffentlichkeit zu äußern als jene die denken sie gehören der Minderheit an. Die Minderheitengruppe ,,verstummt‘‘ dann aus Angst, sozial isoliert zu werden.
Dadurch tritt die Gruppe der ersteren noch mehr in Erscheinung und in einem spiralförmigen Prozess scheint diese Meinung die dominante zu sein - ohne es tatsächlich zu müssen.
Diese Annahme wird aber durch die sozialen Netzwerke noch einmal auf ein ganz anderes Level gehoben. Dort bekommt man selbst viel schneller und deutlich ungefilterter die Meinung der anderen mit. Ob es dabei die Mehrheit darstellt, sei mal dahingestellt.
Dementsprechend werden relativ schnell in den sozialen Netzwerken Meinungen geteilt, die nur für diesen Moment gelten. Klingt der Trend ab, bzw. das Meinungslager schlägt doch um, werden wieder andere Haltungen gegenüber der Thematik angenommen.
Wann wird unser Denken also nachhaltig beeinflusst?
Soziale Netzwerke bieten unendlich viele Möglichkeiten sich weiterzubilden und über den Tellerrand hinauszuschauen.
Kein anderes Medium transportiert so viele Chancen andere Menschen auf ein bestimmtes Thema oder Problem aufmerksam zu machen. Dennoch solltest Du für Dich darauf achten, nicht zu schnell eine Haltung gegenüber einem Thema anzunehmen ,,nur weil andere auch der Meinung sind‘‘.
Mit diesem Bewusstsein können wir wirklich und nachhaltig unser Denken verändern!