Wie soziale Netzwerke uns ein schlechtes Gewissen verschaffen können
Jeder will eins auf Social Media – so gut wie möglich aussehen und zeigen, welches großartige Leben man eigentlich führt. Du selbst schaust dir diese Videos und Beiträge an und fragst dich: Was mache ich eigentlich falsch oder wieso kann ich so was nicht auch haben?
Völlige Perfektion und der Drang, sich zu vergleichen
In diesem Blogbeitrag thematisiere ich, wie soziale Netzwerke uns ein schlechtes Gewissen machen, aber eins sei vorausgesagt: Es liegt nur an dir und nicht an den anderen!
Dadurch, dass die sozialen Netzwerke auf sehr persönlichen Ebenen konsumiert werden, ist die Nutzung stärker an Emotionen verknüpft im Vergleich zu anderen Medien. Dass so was natürlich auch negative Folgen auf die eigene Gefühlswelt haben kann, ist daher nicht Neues.
Wie anfangs schon beschrieben, hat jeder die Chance, sich selbst auf den jeweiligen Plattformen so zu präsentieren, wie er es möchte. Somit werden häufiger schlechte Momente ausgeblendet und Fehler verheimlicht. Daraus resultiert für Nutzer ein Eindruck völliger Perfektion und wir fangen unterbewusst an, uns mit diesen Inhalten und Menschen zu vergleichen – auch wenn wir sie persönlich gar nicht kennen!
Aber warum vergleichen wir uns überhaupt mit anderen Menschen?
Sich mit anderen zu vergleichen hat verschiedene Funktionen, zum einen gibt es darüber Aufschluss, wo wir uns in unserem sozialen Umfeld befinden – wer wir sind, was wir gut können und vieles mehr. Dies ist für uns im realen Leben auch essenziell, denn so können wir erst in ,,größeren Gruppen″ zusammenleben. Es hilft aber auch dabei körperliche Fähigkeiten einzuschätzen und ist somit auch unterbewusst lebensnotwendig. Häufig vergleichen wir uns aber auch mit anderen, damit wir uns besser fühlen können. Dabei können wir uns mit anderen Menschen vergleichen, die entweder gleichgestellt, besser oder schlechter sind.
Dass wir uns also mit anderen Menschen vergleichen, ist im ersten Moment nicht Schlechtes, so was machen wir schon seit Jahrhunderten und hat auch damit seine Berechtigung. Soziale Vergleiche helfen uns am Ende zu lernen und mit Herausforderungen umzugehen und die eigene Leistung zu optimieren.
Am Ende kommt es also nicht auf die Funktion an, sondern auf das Motiv, welches wir dahinter verstecken. Auf den sozialen Netzwerken ist der soziale Vergleich enorm hoch und eigentlich vergleichen wir uns dort mit alles und jedem. Dies setzt ganz andere Herausforderungen, die man so noch gar nicht kannte. Leider vergleichen wir uns aber nicht mit Menschen, die uns ähneln, sondern mit jenen, die ,,unerreichbar″ sind und das ist völlig dysfunktional. Da wir aus diesem Vergleich weder was lernen noch etwas Positives entnehmen können, werten wir uns selbst ab. Dementsprechend haben wir aufgrund der Nutzung von sozialen Netzwerken ein schlechtes Gewissen.
Die Rolle deines Algorithmus
Die Inhalte, die wir konsumieren, führen – oftmals unterbewusst – dazu, dass wir ein schlechtes Gewissen haben. Folglich macht uns die Nutzung der jeweiligen Plattformen keinen Spaß und wir geraten in einen Teufelskreis. Um aus diesem Kreis herauszukommen, solltest du als Erstes deinen Algorithmus anschauen. Welche Inhalte werden dir automatisch vorgeschlagen? Schau auch genau, auf welche Inhalte du automatisch reagierst und auf welche nicht. Denn am Ende bekommst du nur das von den sozialen Netzwerken vorgeschlagen, was du bereits konsumierst.
Wenn du also häufiger mit Inhalten interagierst, die dich unter Druck setzen bzw. dir ein schlechtes Gewissen machen als mit jenen, die dich z. B. motivieren, dann werden diese Beiträge dir natürlich vermehrt angezeigt. Denn das Ziel jeder Plattform ist es nicht, dich glücklich zu machen, sondern dir die Inhalte zu zeigen, mit denen du am längsten auf der Plattform bleibst.
Somit wird dir am Ende dein Algorithmus zeigen, ob du etwas an deiner Nutzung ändern solltest oder nicht.
Wer macht uns jetzt also ein schlechtes Gewissen?
Ich bin der Auffassung, dass wir den sozialen Netzwerken und den jeweiligen Nutzern keinen Vorwurf machen können. Natürlich ist es nicht immer gut, nur die guten Seiten zu präsentieren und die schlechten zu vertuschen, jedoch ist dies eine ganz andere Thematik.
Ein schlechtes Gewissen machst du dir selbst, indem du dich mit Inhalten vergleichst, mit denen du dich eigentlich gar nicht vergleichen sollst. Ändere also dein Motiv bei den sozialen Vergleichen und pass deinen Algorithmus mit Inhalten an, die dich inspirieren und motivieren.
Auch wenn so eine Veränderung nicht von jetzt auf gleich passiert, solltest du daran festhalten und du wirst merken, dass soziale Netzwerke auf einmal ganz andere Möglichkeiten der Nutzung offenhalten!